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Renn, L.(d. i. A. F. V. v. Golssenau),
Eigenh. Brief mit Umschlag an den Lehrer Martin. Berlin-Kaulsdorf, 17.01.1968.

4°. 1 Blatt.

Ihr Brief versetzt mich in Verlegenheit, weil ich fürchte, daß mein Urteil über Hemingway sehr ungerecht ist. Unsere Charaktere konnten sich nicht vertragen. Vermutlich habe ich Hemingway öfters getroffen...Bestimmt haben wir nicht über Literatur gesprochen, sondern über den Krieg. Ich weiß nicht, ob ich damals schon "A farewell to arms" gelesen hatte. Jedenfalls las ich es zu dieser Zeit und mochte es gar nicht...Für Frontkämpfer hat es keine Liebe gegeben, aber für Hemingway, weil er eben keiner war... Wann hat er sich für eine gefährliche Sache mit seiner ganzen Person eingesetzt? Mir war das alles zu sehr von Gefühlen bewegt, z.B. "Der alte Mann und das Meer". Schön, so etwas gibt es, und es ist nützlich, wenn reiche Leute wie Hemingway für arme ein Mitgefühl haben, aber was ist das für ein Problem, daß dem Mann sein Fisch augefressen wird? Ich habe eben kein Verständnis für ganz ohne Gesellschaftsbezug Erzähltes und habe mich bei der Lektüre gelangweilt. Schöner Stil? Auch dafür fehlt mir der Sinn. Kurz, Hemingway und ich, konnten keinen Gefallen an einander finden, weder politisch, noch literarisch, noch menschlich........

Sprache: Deutsch